18 Oktober 2025

Both sides of a medal / zwei Seiten einer Medaille

Als Deutscher unterwegs im Ausland bin ich ja oft mit der Situation konfrontiert, dass es für die Gastgeber gute Gründe gäbe, den Deutschen mit Vorbehalten zu begegnen. In so vielen Ländern haben „wir“ unrühmliche Spuren hinterlassen. Auch in dem einst kolonialisierten Tanganijka. 

Heute kommen wir einer Einladung einer alten Dame nach, die uns unbedingt zu Gast haben will. Wir werden herzlich begrüßt, probieren im Garten frische Papaya und Passionsfrucht, dann zum Mittagessen kommt auch ihr Mann dazu. Und beide freuen sich, Deutsche zu beherbergen. Die Gründe sind verschieden. 

As a German on a journey abroad, I'm often confronted with the situation where hosts have good reasons to be wary of Germans. In a lot of countries have "we" left a mark that is inglorious. This also applies to the once-colonized Tanganyika.

Today we accept an invitation from an elderly lady who insists on having us as their guest. We are warmly welcomed, sample fresh papaya and passion fruit in the garden, and then her husband joins us for lunch. Both are happy to host Germans. Their reasons are different.

Er dankt den Deutschen, dass sie den christlichen Glauben in seine Heimat am Kilimajaro gebracht haben. Das ist für ihn sehr bewegend. Er erzählt nichts vom vorangegangen blutigen Niederschlag des Widerstands des regionalen Häuptling durch deutsche Soldat. Und vom kolonialen Namen der „Kaiser-Wilhelm-Spitz - höchster Berg Deutschlands“. Die Missionare brachten ihm und seiner Region das Evangelium. 

He thanks the Germans for bringing the Christian faith to his homeland on Kilimanjaro. This is very moving for him. He doesn't mention the previous bloody suppression of the regional chief's resistance by German soldiers, or the colonial name of the mountain, "Kaiser Wilhelm Spitz - Germany's highest mountain." The missionaries brought the gospel to him and his region.

Und die alte Dame erzählt von Ihrer Großmutter, deren Versklavung durch die Deutschen beendet wurde. Dafür sei sie immer noch allen Deutschen, so auch uns etwas verwirrt dreinguckenden Gästen, lebenslang dankbar. Ja, 1905 hat der Reichstag die Sklaverei beendet, mitten während des Maji-Maji-Aufstand, dem wohl 180.000 Menschen auf afrikanischer Seite zum Opfer fielen, und 15 deutsche Soldaten. 

And the elderly lady tells us about her grandmother, whose enslavement by the Germans ended. For this, she remains lifelong grateful to all Germans, including us, the somewhat bewildered guests. Yes, in 1905, the Reichstag ended slavery, in the midst of the Maji Maji Uprising, which claimed the lives of some 180,000 Africans, along with 15 German soldiers.

Ein bisschen lässt mich die Situation ratlos zurück. Ich widerspreche natürlich nicht, aber gut fühle ich mich auch nicht. Die Geschichten der Beiden sind ja richtig, ihr Erleben zweifle ich nicht an. Und vielleicht ist es gut und wichtig, immer mehrere Seiten der Geschichte(n) zu hören. Genau deshalb sind wir hier. Auch, wenn uns die Geschichten mal mehr, mal weniger gefallen.

The situation leaves me a bit perplexed. I don't disagree, of course, but I don't feel good about it either. The stories of both of them are true, and I don't doubt their experiences. And perhaps it's good and important to always hear more sides of the (hi-)story. That's precisely why we're here. Even if we like the stories more or less.

Das Ehepaar Mushi bewirtet uns herzlich, der von uns mitgebrachte Weihnachtsstern passt prima an die Lampe überm Tisch.
Mr and Mrs Mushi hosted us by heart, the from us given christmas star as gift fits perfect to the lamp in the dinningroom

17 Oktober 2025

Kirchenglocken - Churchbells

Wir besuchen vieleKirchen. Auf jeder Fahrt zu einem der vielen Tagesziele liegt eine Kirche der Ev. luth. Kirche. Da gibt es dann die Gelegenheit zum Stop, zum Karibuni und zum Tee oder Kaffee. Auf der Halbinsel Kigamboni ist die Gemeinde Mjimwema zu Hause. Hier in der Nähe stand übrigens lange die erste protestantische Kirche Ostafrikas.

Wir gehen ein bisschen umher und sehen die Kirche, das neue Gebäude für die Sunday-School und dann steht da der Glockenturm. Eine Glocke hängt auf drei Meter Höhe in einem Metallgerüst, ein Zurrgurt dient als Antrieb. Die Glocke trägt eine Inschrift:

"Mich goss Meister Störmer Erfurt 1930"

Auf der anderen Seite ist eine Schrift aufgesetzt:

"Missionsgemeinde Schkopau der Berliner Mission Dar es Salaam"

Im Gespräch mit dem Pastor, der übrigens schon oft in Siegen war, erzählen wir, dass es solche Glocken in Deutschland kaum noch gäbe. 1930 gegossen, hätte diese Glocke bei uns das Schicksal vermutlich so vieler Glocken als Metallnachschub für die Rüstungsindustrie ereilt.  Und mich ereilt der Gedanke, dass so manche deutsche Bauverordnung im Rest der Welt nur mit viel Verwunderung wahrgenommen wird. 



We visit many churches. On every trip to one of the many daily destinations, there is an Evangelical Lutheran church. There, we have the opportunity to stop for a Karibuni (traditional food) and a cup of tea or coffee. The Mjimwema congregation is located on the Kigamboni Peninsula. Incidentally, the first Protestant church in East Africa stood nearby for a long time.

We walk around a bit and see the church, the new Sunday School building, and then the bell tower. A bell hangs three meters high in a metal frame, powered by a lashing strap. The bell bears an inscription:

"I was cast by Master Störmer Erfurt 1930"

On the other side, there is an inscription:

"Missionary Congregation Schkopau of the Berlin Mission Dar es Salaam"

In conversation with the pastor, who, by the way, had already been to Siegen, we learn that there are hardly any bells like that left in Germany. Cast in 1930, this bell would likely have suffered the fate of so many other bells here, as a metal supply for the armaments industry. And it occurs to me that some german building regulations are viewed with considerable surprise in the rest of the world.

15 Oktober 2025

Von unseren Partner lernen - Learning experiences

Man kann sich nur verstehen, wenn man voneinander weiß. Klingt eigentlich ganz simpel. Doch schnell sind wir dabei, Dinge oder Situationen zu bewerten, anstatt sie zu verstehen. Heutige Aufgabe der Reisegruppe: Erzähle eine Sache, die du gelernt hast. Mit Bild. 

Los geht es!


You can only understand each other if you know about each other. Sounds quite simple, actually. But we quickly find ourselves judging things or situations instead of understanding them. Today's task for the tour group: Share one thing you've learned. Include a picture.

Let's get started!

Sabine and Stella in Ukonga (with two learning experiences):

We learned that it's worth enduring the smell of the fish market, because the beach behind it is very beautiful.

Sabine und Stella in Ukonga (gleich mit zwei Lerneffekten):

Wir haben gelernt, dass es sich lohnt den Geruch vom Fischmarkt zu ertragen, denn der Strand dahinter ist sehr schön.


Und wir haben gelernt, dass in Tansania Bräute sehr intensiv und laut gefeiert werden mit einer Sendoffparty (bis zum Morgengrauen Anm. der gut informierten Redaktion.)

And we learned that in Tanzania, brides are celebrated very intensely and loudly with a send-off party (until dawn, according to the well-informed editors).
 
Karsten
Was ich gestern gelernt habe: dass Keko eine Subparish hat, die auf dem Weg zu einer eigenständigen Gemeinde ist und wahrscheinlich in den nächsten Jahren deutlich wachsen wird.

What I learned yesterday: that Keko has a subparish that is on its way to becoming an independent parish and will likely grow significantly in the coming years.


Marion und Desiree  in Temeke

Wir haben gelernt wie man traditionell batikt. Kokosöl herstellt, Matten flechtet und traditionelle Gerichte zubereitet.
We learned how to do traditional batik, make coconut oil, weave mats, and prepare traditional dishes.



Dietrich
Ich habe gelernt, dass es den Pugu-Baum mit seinem verdrehten Astwerk nur in den Pugu-Hills, einem Naturschutzgebiet südlich von Dar es Salaam gibt.

I learned that the Pugu tree with its twisted branches only exists in the Pugu Hills, a nature reserve south of Dar es Salaam.

Martina und Silvia in Kawe
Unsere Erkenntnis heute: Ein Eimer, davon 1,5 Liter heißes,Wasser reicht locker für 2 Personen zum ausgiebigen Duschen inklusive Haarewaschen.

Our realization today: One bucket, including 1.5 liters of hot water, is easily enough for two people to take a long shower, including washing their hair.


Dörte

Ich habe gelernt, dass der höchste Gipfel hier 277m hoch ist - und es ganz schön anstrengend ist, da bei tansanischen Temperaturen durch den Wald hochzukommen. Der Blick auf Dar es Salaam ist  von da aus aber großartig!

I’ve learned that the highest peak here is 277 meters tall – and it’s quite a challenge to hike up through the forest in Tanzanian temperatures.
But the view of Dar es Salaam from up there is absolutely stunning!


Dorothea und Anja in Tabata

Wir haben gelernt, dass man Land nicht kaufen, sondern für maximal 99 Jahre pachten kann. Der Vertrag muss alle drei Jahre erneuert werden.








14 Oktober 2025

Kindergarten

Beim Besuch im Kindergarten unserer Partnergemeinde Kawe habe ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdeckt. Auch dort werden die Kinder im Alter von 1,5 bis 6 Jahren von 7 bis 16 Uhr betreut, allerdings in drei Gruppen nach dem Alter getrennt (Baby-Class, die mittleren und die Vorschulkinder).



Ein großer Unterschied ist, dass alle Kinder im Kindergarten von Anfang an Englisch lernen und sprechen. Die Muttersprache (Swaheli) sprechen sie nur zu Hause. Auch wird Wert darauf gelegt, dass die Kinder im letzten Jahr lesen können. Uns wurde eine kleine Rede von einem 5jährigen Mädchen vorgelesen.

Das berichtet Silvia Nielinger aus der Delegation der Ev. Kirchengemeinde Unna-Königsborn. Sie war selbst jahrzehntelang als Erzieherin in der Kita in Königsborn tätig.


At the Kindergarten

During our visit to the kindergarten in our partner community of Kawe, I noticed both similarities and differences. Like in our own facilities, children aged 1.5 to 6 years are cared for from 7 a.m. to 4 p.m., but they are divided into three age-based groups: the Baby Class, the middle group, and the preschoolers.

One major difference is that all children in the kindergarten learn and speak English from the very beginning. Their native language, Swahili, is spoken only at home. There is also a strong emphasis on ensuring that children can read by their final year. We were even presented with a short speech read aloud by a five-year-old girl.

This was reported by Silvia Nielinger, a member of the delegation from the parish of Unna-Königsborn. She herself worked for decades as an educator in a daycare center in her parish.

13 Oktober 2025

Kinderketten - Chains for Children

Im Museum in Bagamojo hängen Ketten. Welche mit großen Gliedern und welche mit feineren. Nicht so schwer. Ihrer Verwendung passend. Denn im Museum, untergebracht in einem ehemaligen katholischen Missionsgebäude, ist nicht nur Livingstones letzter Aufbewahrungsort auf afrikanischen Boden. Dort wird auch die Geschichte der Sklaverei erzählt. Wenn man das überhaupt kann. 1,7 Millionen Menschen wurden von Afrikas Ostküste aus verschleppt und verkauft - wenn sie es, in Ketten gelegt und unterversorgt überhaupt zum Hafen in Bagamoyo schafften. Und Kinder bekommen eben Kinderketten. Der Kette gelingt es schlagartig, mir mehr zu erzählen als Matthew, der uns kundig und sensibel durchs Museum führt. 

Auch, wenn heute in Sachen Menschlichkeit ein guter Tag ist, die Grausamkeiten, zu denen wir fähig sind, schreien zum Himmel. Und der Weg zur Versöhnung ist weit. 


Bei all den Gedanken hab ich ganz vergessen zu fotografieren. Deshalb das Bild von Wikipedia 


Hier das Original


Übrigens: Laut Human Rights Watch sind heute rund 21 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei. Die Ketten haben heute meist andere Formen, machen aber immer noch unfrei und entmenschlichen Leben.

Zu Human Rights Watch hier



Children’s Chains

Chains hang in the museum in Bagamoyo.

Some with large links, others more delicate. Not too heavy. Appropriate to their intended use.

Because in this museum, housed in a former Catholic mission building, it’s not only the final resting place of Livingstone on African soil.

It also tells the story of slavery—if that’s even possible.


1.7 million people were abducted and sold from Africa’s East Coast—if they even made it to the port of Bagamoyo, chained and undernourished.

And children received child-sized chains.


The chain manages, in an instant, to tell me more than Matthew, who guides us through the museum with knowledge and sensitivity.


Even if today is a good day for humanity, the cruelty we are capable of cries out to the heavens.

And the path to reconciliation is long.


With all these thoughts, I completely forgot to take photos.

So here’s the image from Wikipedia.


By the way: According to Human Rights Watch, around 21 million people are victims of modern slavery.

Chains today often take different forms—but they still rob people of freedom and dehumanize lives.

To Human Rights Watch



Rezepte tauschen - Sharing receipes

Am ersten Tag in der Gemeinde Keko geht es zum ersten Ausglug. Nach offiziellem Termin fahren wir nach Bagamojo am Infischen Ozean. Zur Mittagspause während der längeren Autofahrt hat Neema selbstgemachte Maandazi mitgebracht. Die erinnern mich an Kreppelchen. Die gab es früher zu Hause. Ich frage meine Mama nach dem Rezept und zeige es Neema. Sie nickt und sagt: Nearly the same. Gutes ist halt international!


Swapping Recipes
On the first day in the Keko community, we head out for our first excursion.
After the official appointment, we drive to Bagamoyo on the Indian Ocean.

During the lunch break on the long car ride, Neema brings homemade mandazi.
Mandazi remind me of little doughnuts we used to have at home.

I ask my mom for the recipe and show it to Neema.
She nods and says, “Nearly the same.”

Good things are simply international!