Samstag, 15. Oktober 2022

Overloaded

Am Flughafen beim Einchecken gibt es einen kurzen Schreckmoment. Mein erster Koffer wiegt 24 Kilo. 40 gesamt sind erlaubt. Aufatmen,  als der mit den Klamotten deutlich leichter ist, zusammen 40,1 Kilo. Das wird toleriert. Da wird mir klar: das ist mehr als auf dem Hinflug. Dabei dachte ich, wenn

die Geschenke verteilt sind, bliebe ein Koffer fast leer. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fliege mit vollen Taschen zurück. Und das gilt nicht nur für den Koffer, in dem T-Shirts, Kaffee, Erinnerungsstücke und offizielle Mitbringsel die Waage herunterdrücken. Das gilt viel mehr für meine innere Reisetasche. Die ist vollgepackt und lässt sich gar nicht schließen. Vollgepackt mit Souvenirs, die es nur gibt, wo sich Menschen begegnen. "Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, da begegnen sich Himmel und Erde", haben wir gestern als Chor gesungen. Solche Verbündungen stapeln sich in meinem Gepäck.

- Ich habe mit dem VEM-Afrika-Chef über einen möglichen Weg aus einem Konflikt gesprochen. Wir gehen das jetzt an.
- Wir haben mit dem Team in Mtoni auch über den Austausch von Personal diskutiert. Da tut sich noch mal eine andere Ebene auf, nicht nur im medizinischen Bereich.
- Die " Neuen" in unserer Gruppe sind infiziert. Neue Chancen für Gemeinden, für Jugendarbeit und für den Kirchenkreis.
- Ich hatte vor der Abreise einen Kollegen in Dar es Salaam, jetzt hab ich einen Freund.
- Und die alten Freundschaften sowieso. Ich bat meine Gastgeberin, mir auf dem Markt ein paar Gewürze zu besorgen. Meine Frage, wie ich die bezahlen soll, beantwortete sie: With love. Beides, die Gewürze und diese Worte wiegen schwer in meinem Gepäck. 

At the checkin at the airport I have a short scary moment: my first bag is 24 kilos. 40 are allowed for two. But with the second it is together 40.1. That's tolerated. Lucky me. At this moment I realize, that I bring more with me, than I took there. I thought, that after bringing all the gifts, one bag would remain empty. It is the opposite way. I come back with full bags. Not only the presents, the coffee, the souvenirs and the official gifts press  the scale. It is much more my inner suitcase, that is filled and overloaded. Full with souvenirs, that are only available, where people share each other. Like we sang yesterday as choir: "there heaven and earth get in touch". Such contacts are in my bags:

- with the chief of Africa Department of the UEM I talked about a way to end a conflict. We will now initialize this process.
- at Mtoni we also discussed about the exchange of stuff. This might be a new level of partnership exchange.
- the "Newies" in our group are infeceted. New chances for parishes, for youthwork, for the district.
- before going to Dar I had a collegue there. I left having a friend.
- and surely the old friendships. I asked my host to get me some spices from the market. She brought them to me and I asked what price I had to pay. She answerd: only love. Both: spices and these words have their heavy weight in my bags.


Freitag, 14. Oktober 2022

We are not a choir

Letzter Abend. Als Abschlussfest wird ein Konzert organisiert. Aus den Gemeinden kommen Chöre und, ja, wir sollen auch mitmachen. Bisschen vorbereitet sind wir, haben vorher Lieder und Noten zusammen gesucht und sogar zwei Flöten dabei. Das Konzert in der Kirche von Asania Front beginnt mit furiosen Posaunen, danach tolle Chöre und dann wir. Wir sind redlich bemüht und finden wohlwollendes Publikum. Aber deutlich wird: wir sind kein Chor. Es swingt und bebt in uns doch deutlich weniger. Die Stimmen sind ungeübt und tanzen können wir auch nicht. Aber: wir waren dabei. Heute hat musikalisch eben der olympische Gedanke gezählt. Danke fürs Zuhören!

Link zum Konzert: https://youtu.be/EGBswWImgws



Last evening. For farewell there is a concert  organized. There are choires  from the parishes and we shall join in. We are prepared a bit, have chosen songs and even two flutes with us. The concert starts  with furios trumpets, followed by incredible choirs and then we. We are struggling hard and we stood in front of a good willing audience.  But it came out: we are not a choir. The Voices are not in training and dancing is totaly not ours. But we were there. Today it was more the olympic thought that counts. Thanks for listening.

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Energy

Zwei Arten von Transport-Fahrzeugen begegnen uns sehr häufig. Die mit Holzkohlesäcken bepackten Motorräder und Benzin-Laster. Energie für die Häuser und Küchen wie für diese Unmenge an Fahrzeugen. Geheizt wird hier nicht. Aber gekocht, ständig und überall. Und getankt. Bei den Entfernungen. Für die Kohle werden Wälder gerodet, sie ist erschwinglich. Und doch: der Energieverbrauch von mir ist 40mal höher als der meines tansanischen Kollegen. Also halte ich mich mit der Kritik an qualmenden LKW und verkohlten Wäldern zurück. Und übe mich darin, mich mit einer Schöpfkelle und Wasser aus einem Eimer zu duschen. Geht.

Kohlentransport / Charcoal

Benzin / Petrol

Two kinds of transport vehicels are seen everywhere: motorbikes packed with sacks of charcoal and petrol trucks. Energy for the houses and kitchen and for this incredible amount of cars. There is no heating, but cooking everywhere and the cars want to be filled. For the charcoal woods are cleared, it is cheap. But: the amount of energy I use im Germany is 40 times higher than from my tansanian collegue. So I hold back my criticism and learn to take a shower with ladle and water from a bucket. It works.




Dienstag, 11. Oktober 2022

Under construction

There is no sentence heard as often like this one: it is under construction. Bridges, houses and mostly churches. Everything is under construction. It is growing, getting better,  bigger, newer. It seems as if everything is on it's way. A whole country is constructing its infrastructure new. And so does church. For us coming from Germany this seems sometimes somehow strange. We like it an other way. Things have to be ready when they are used. No half things. But here it goes an other way. Under construction does not mean not to be used. It means just not complete.

Under construction - das ist gerade im Bau, das ist wohl der meistgehörte Satz hier. Brücken, Häuser und, na klar, Kirchen, alle im Bau. Alles im Wachstum, alles wird besser, größer, neuer. Es scheint, dass alles im Werden ist. Ein ganzes Land baut sich seine Infrastruktur neu. Auch die Kirche.  Für uns aus Deutschland mutet das schon manchmal sonderbar an. Wir mögen es gerne fertig, keine halben Sachen. Aber "im Bau" muss nicht heißen, das etwas nicht genutzt wird. Es heißt einfach: noch nicht ganz fertig.

Kirche  Azania Front

Building a new church (a thing we do not see very often, we close churches) means: having walls, you put chairs in and you just start. Then the next step, then the next. Depending on your capacaty the building grows. That needs trust and is a good motivation for all those, who help building. For us keen on safety it is sometimes hard to stand. But in the long run we can learn from a growing society, that it sometimes needs less than perfection to do a good job.

Eine neue Kirche zu bauen (allein der Gedanke ist für uns im Abrissmodus ja schon erstaunlich genug) bedeutet: wenn die Wände stehen, kommen Stühle rein und los geht es. Dann irgendwann der nächste Schritt und dann der nächste, kommt ganz drauf an, was geht. Das braucht Vertrauen, sorgt aber für eine hohe Motivation  bei allen Beteiligten. Für uns, die wir so auf Sicherheit bedacht sind, ist das manchmal nur schwer auszuhalten. Aber auf lange Sicht können wir hier lernen: auch mit weniger als einem perfekten Zwischenstand kann man prima arbeiten.

So perhapes I will try some things in future: 1.: Just start! 2.: Take the situation how you find it. 3. Be confident in the growing of things. I learn more and more, that "under constraction" is the nature especially of the church, instead of beeing ready. The next time I will take it as a quality feature when I hear: it is under construction.

Vielleicht lohnt es sich mal was auszuprobieren: 1.: Einfach loslegen. 2.: Die Situation nehmen, wie sie ist. 3.: Zuversichtlich sein, es wächst. Ich erkenne langsam, dass "under construction" ja eigentlich Wesen von Kirche ist, nicht das Fertigsein. Das nächste mal verstehe ich gerne als Qualitätsmerkmal, wenn ich höre: it is under construction!

Sonntag, 9. Oktober 2022

Six years later

Kein andere Programmpunkt wurde von uns so mit Spannung erwartet wie der Besuch von Mtoni. Wer ein bisschen unsere Partnerarbeit verfolgt, hat den Namen schon mal gehört. Für alle anderen: es handelt sich um eine Station der medizinischen Grundversorgung in Temeke in Trägerschaft der ECD. Da waren wir vor sechs Jahren auch, so ein üblicher Besuch einer Einrichtung: gucken, informieren, Hände schütteln, weiter. Fast. Denn in einem bis auf einen Stuhl und eine Krankenpritsche leeren Raum, wird uns dieser als neue Geburtsstation vorgestellt. Und damit nahm die Geschichte ihren Lauf. 
No other point from the agenda was expected so excited like the visit of Mtoni. Who knows a littlemabout our partnership has heard this name before. Who not: it is a dispensary for basic medical service, located in Temeke, carried by the ECD. At this place we hab been six years ago. Some of the visits where you stay a short time, look around, shaking hands and than go again. Nearly. That happened: one just with chair and old hospitalbed equiped room was introduced us as fuether maternity ward. And so the story began.

Anja Wulf war als Delegierte dabei. Sie ist Hebamme und beim Begriff Maternity Ward hat es sie blitzartig getroffen. Vor Ort gab es schon erste Ideen, das Werden der Geburtsstation zu unterstützen. Das ist sechs Jahre her. Mittlerweile fand ein Transport medizinischer Geräte statt, gab es Schulungen und ein Praktikum einer Hebamme in Unna, bürokratische Hürden wurden ausgeräumt,  Zäune und Wassertanks errichtet. Mit Michaela Pfeiffer ist die zweite Hebamme eingestiegen und der Partnerkreis in Unna sammelt fleißig Geld für die neuen Erfordernisse. Seit über einem Jahr werden regelmäßig Kinder geboren. Soviel in Kürze.

Anja Wulf was one of the delegates. She is a midwife and hearing the words maternity ward flashed here immidiately. At the place the first ideas were born to support the ward. Now it is six years later. Meanwhile a transport with equipment wasmorganized, seminars had taken place, a widwife worked for a while,in Unna, fences and watertanks were builded. With Michaela Pfeiffer a second midwife joined in und the partnership commitee collected money for that, what is needed. Since more than a year babies are vorn here. Just to make it short.


Jetzt stehen wir wieder hier, sehen das tolle Team in Arbeitskleidung mit Logo, sehen den um Rührung ringenden Arzt und dann kommen auch nur die Mütter mit den ersten dort geborenen Kindern (wie freiwillig die Kinder zumindest als Zweitname Anja, Michaela und Dietrich genannt wurden, weiß ich nicht, ist aber so). 

Now we stand here again, we see a great team in their working clothes with the ward's logo, we see a doctor struggling on emotion and than the mothers of the first here born babies come to our meeting (how voluntary their children were named Anja, Michaela an Dietrich, we don't know, but it's true).

Man, Baby and mother


Großer Dietrich mit kleinem Dietrich  und Mama


Da ist es um mich geschehen. Die Luft wird knapp, die Tränen kullern. So geht es einigen von uns. Allen, die sich hier über eine so lange Zeit engagierten, erkennen wohl in dem Augenblick, was hier gelungen ist. Aus der Idee wurde ein Partnerschaftsprojekt, zwar im Auf und Ab, aber mit Plan und Management, mit viel fachlichem Verstand, medizinisch wie entwicklungstechnisch und mit noch viel mehr Herz. Mich hat wohl kaum ein Moment in meinem Dienst so gerührt, wie dieser. Das ist großes Glück, das ist ein Segen, das ist ein Privileg. Und das ist Aufforderung, weiter zu machen. Das werden wir.

At this moment I am done. I can't breathe, tears come along. So it is with some of us. All those, that were so busy over the years they notice at this moment: we together have done a lot the right way. From the first ideas it changed to a real partnership project, sometimes with ups and downs, but with a plan and good management, proffessional mind, medicaly and in terms of development and with so much heart. For me there has been no other moment in my job that touched me more. This is great luck, it is a blessing and a privilegue. And it is the request to keep going. We will.

Freitag, 7. Oktober 2022

Glowing children's eyes

Was haben wir uns den Kopf zerbrochen! Über die so wichtige Frage: Was bringen wir nur als Gastgeschenke mit? Vor allem, wenn wir nicht wussten, wie die Gastfamilie überhaupt aussieht, ob und wieviele Kinder da sind usw. Wir hatten heute Glück, dass es wirklich passte: Wir waren zum Abendessen eingeladen bei der Familie des hiesigen Superintendenten. Und da war es das Stickerheft für Enkeltochter Gloria, das allgemeine Begeisterung in der gesamten Familie hervorrief - und natürlich strahlende Kinderaugen. Da sieht man mal wieder, dass das wirklich Wichtige nicht groß und protzig sein muss... Wir hatten einen wunderbaren und fröhlichen Abend im Kreise der Familie, haben gemeinsam gegessen, erzählt und gesungen. Und einige haben fleißig Sticker geklebt....

Mama Laura and Glory and a sticker album
Mama Laura and Glory and a sticker album

What did we crack our brains. About so important questions like what to bring as gift to a family? And that because we did not know, who they are, if and when how many children do they have. We are blessed with that what happened. We were invited for dinner at district Pastor Andrew's house. And the star of the evening was a sticker album for his granddaughter Glory. It made glowing children's eyes. So you see, the realy important things don't need to be big and pretentious. We had a wonderful and happy evening with the family, had a great meal together, we told stories and sang together. And some of us were busy with some stickers.

(Karsten Schneider)

Here I am!

Ich freue mich mitzuteilen, dass ich nun weiß, wann hier gehupt wird! Den beeindruckenden Verkehr hatte ich ja schon mal erwähnt. Dazu wird immer mal die Hupe gedrückt: statt Blinker, als Protest, als Hinweis für Leute die queren könnten, als Gruß, als "hier bin ich".

I am happy to tell you that I found out when the horn is used. The impressive traffic I mentioned before. Additional very often the driver use their horn. Instead of using the indicator, as protest, as friendly request for pedestrians to cross the road or just for greeting: here I am.


Heute habe ich den nächsten Schritt erlebt und mich ohne Blechverpackung ins Getümmel gestürzt: auf nach Kariakoo, dem Handelsviertel. Mit Gastmama Anna und Gastcousine Neema stürzen wir uns ins Getümmel, wobei stürzen nicht der richtige Ausdruck ist. Eher gleiten wir mit einer Selbstverständlichkeit ins und durchs Chaos mit seinen ganz eigenen Regeln. "Hier bin ich".

Today I did the next step on the challenge to come through the chaos without any car damage. We went to Kariakoo, the main market place.With my host mama Anna and host cousine Neema we felt right in the middle of it, but, falling is not the right word. It was more a sliding in and through the chaos with its own rules. Here I am. 


Anna ist dabei ein wunderbares Vorbild und schiebt sich unablässig und mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorbei an Ständen für alles: Hausrat, Schuhe, Kleidung, Schmuck, Socken, Taschen, Stoffe, Essen, einfach alles. Alles eng, alles laut, alles in Bewegung und doch ein Riesenspaß!

Mit den beiden Frauen und meiner Tasche vor dem Bauch ist dieses überwältigende Getümmel ein Riesenspaß.

Anna is my role model, she pushes unstoppable and in astonishing speed along all the counters where you find everything. Houseware, shoes, clothes, jewelery, socks, bags, fabrics, food, simply everything. Loud, dense, everything in motion but also a big fun. With the two women and my belly bag it was real fun.


An jeder Kreuzung, Verengung der eh engen Wege geschieht das, was ich aus dem Auto heraus schon beobachtet habe- es geht einfach jeder weiter... Und wie ein Wunder- es funktioniert! Mit innerem Hupen vielleicht, aber auch einem sehr selbstverständlichen "hier bin ich".

At every crossing of lanes, at every narrowing of the already narrow paths it happened, what I watched before from the car. It just continues and it works, lika a miracle. With an inner honk perhaps, but also a very clear and naturaly: Here I am.

(Silke Schwarzbach)

Silke at the market